Dieser Offene Brief an Prof. Dr. Mausfeld wurde per E-Mail am 22. August 2020 versendet. In Kopie (CC) wurde der Brief noch an die folgenden Redaktionen und Personen gesendet: Prof. Dr. rer nat. habil., Dipl.-Psych. Johannes Lindenmeyer, COMPACT-Magazin, NachDenkSeiten, KenFM, Dr. Daniele Ganser und CemFM.
- Offener Brief an Prof. Dr. Rainer Mausfeld zum Thema Narzissmus und Tiefenindoktrination Christl Probst Weitere Artikel von Andrés Hurma 4:59
Sehr geehrter Herr Professor Dr. Mausfeld,

wir haben festgestellt, dass Narzissmus als allzu naheliegende Erklärung für den rasanten Niedergang des einstigen Rupert Murdoch der alternativen Medienszene viel zu kurz greift.
Mit dem Bekanntwerden der „Deutschen Frage“ sank nicht nur sein Stern.
Mit ihm waren auch alle anderen im selben Fahrwasser treibenden Dünnbrettbohrer für immer in den Annalen der Bedeutungslosigkeit verschwunden.
Das konsequente Vermeiden der „Deutschen Frage“ hat den alternativen Medien den Todesstoß versetzt und jetzt geht es für uns als in erster Linie ehemalige, bitter enttäuschte Sympathisanten um die Aufarbeitung.
Da Sie ohnehin eine Koryphäe auf dem Gebiet der Psychologie sind und Sie als Gast bei verschiedenen Formaten der ehemals als frei wahr genommenen sog. Alternativen Medien sogar schon Feldforschung betreiben konnten, wenden wir uns mit diesem Brief an Sie mit der Bitte um eine fachliche Einschätzung.
Könnte es sein, dass die allen Laien-Mimen innewohnende narzisstische Persönlichkeitsstörung für lange Zeit unsere Wahrnehmung vernebelt und damit den Blick für die tatsächlich dahinter steckende Störung – die von Ihnen so außerordentlich gut be- und herausgearbeitete Tiefenindoktrination – bedeckt hat?
Da wir alle diese Feierabend-Journalisten über Jahre mit erhöhter Zuneigung verfolgt und sie durch die Bank weg als anständige Menschen erlebt haben, wäre hier Vorsatz auszuschließen – es sei denn, wir wären in diesem Punkt selber der eigenen, uns unbewussten Tiefenindoktrination zum Opfer gefallen.
Schließen wir also Vorsatz und das Nichterfüllen der journalistischen Sorgfaltspflicht aus, können wir sie als einzige Erklärung nur noch als Opfer von Tiefenindoktrination pathologisieren.
Sehr geehrter Herr Professor Dr. Mausfeld,
Sowohl Sie, als auch wir, sowie alle noch halbwegs rund laufenden Menschen wissen von dem Segen des Lösens der „Deutschen Frage“ für die gesamte Welt.
Jeder Praktikant einer Schülerzeitung müsste sich folglich doch auf dieses gefundene Fressen stürzen – das Thema schlechthin – der gesamten Welt den Weg zu Frieden und Freiheit zu zeigen.
Dass das Angesprochene ganz offensichtlich nie stattgefunden hat, was damit ja auch gleichzeitig den Abgesang der ganzen Branche besiegelte, lässt evidenterweise nur zwei Schlüsse zu.
Entweder ist ihnen*innen die Frage gar nicht bewusst.
Oder aber ihr automatisches Reiz-Frame-Gedanke-Reaktion-Verhalten beim Hören der Frage war den Pawlowschen Hunden gleich und lautete im inneren Monolog in etwa wie folgt: “Nicht darüber nachdenken, niemals stellen, flüchten, Kampfbegriffe schreien, böse werden wenn die Frage gestellt wird etc.“ – sprich die ganzen dummen eingebauten Gedanken und automatischen Abwehrmechanismen, die wir in der Beantwortung der Frage um die eigene Suchtmittelabhängigkeit und bei anderen persönlichkeitsstörungsbezogenen Fragestellungen vorfinden.
Beiden Fällen ist gemein, dass hier ganz offensichtlich beabsichtigt ist, sich mit dieser Frage nicht zu beschäftigen.
Schließlich gibt es mit Jürgen Elsässer als löbliche Ausnahme auch einen Journalisten, der sich dieses Themas annimmt, so dass Betriebsblindheit als generelle Journalistenkrankheit als eventuelles Gegenargument auszuschließen ist. Verhärtet dies nicht den Verdacht, dass alle vorher Angesprochenen eher zu einer individuellen Bereitschaft bzw. Fähigkeit tendieren, gewisse Aspekte des täglichen Lebens auf Knopfdruck einfach auszublenden?
Als langjährige Verehrer Ihrer Arbeit freuen wir uns besonders, Sie mit unserem Brief nicht nur um Ihre Expertenmeinung zu ersuchen, sondern Ihnen auch gleichzeitig noch in Ehrerbietung mit einer hoch interessanten Forschungsanregung auf Ihrem Spezialgebiet ein Vergnügen bereiten zu können.
Wir danken Ihnen im Voraus für Ihre Antwort und erwarten gespannt Ihre Einschätzung des beschriebenen Sachverhalts.
Wir freuen uns auf einen fruchtbaren Austausch und verbleiben
mit herzlichen Grüßen
Andrés Hurma